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Adrià Tormo: Die Kunst der geometrischen Abstraktion

9 Min. Lesedauer Veröffentlicht

Für Adrià Tormo ist Illustration die Kunst, dem Unsichtbaren Gestalt zu geben. Unter dem Namen Tormius verbindet der spanische Künstler Geometrie und Abstraktion und erschafft mit Affinity kraftvolle Vektorillustrationen. Im Interview spricht er über seine Einflüsse, seinen kreativen Prozess und die Herausforderungen, eine künstlerische Laufbahn aufzubauen.

Erzähl uns ein bisschen von dir und wie du als visueller Künstler angefangen hast.

Ich bin Adrià Tormo, der Kopf hinter Tormius. Ich wurde in Xàtiva geboren, einer Stadt im Landesinneren von Valencia, und habe mein ganzes Leben hier in der Nähe des Mittelmeers verbracht. Wie viele Kinder hatte ich schon früh kreative Impulse, aber erst während meines Grafikdesign-Studiums habe ich mich wirklich als visueller Künstler entwickelt, geprägt von Design und Kunst. Im Studium entstand schließlich die Idee zu Tormius, und da wusste ich, dass ich mein Leben diesem Projekt widmen wollte.

Was inspiriert deine Arbeit?

Meine Arbeit wird von ganz unterschiedlichen Dingen beeinflusst. Kandinsky war der erste Künstler, der mich auf eine völlig neue Weise beeindruckt hat. Durch ihn habe ich erkannt, dass es jenseits des traditionellen Ansatzes viele andere Wege gibt, Kunst zu schaffen. Klassische Bewegungen wie De Stijl und der polnische Formismus haben meinen Stil geprägt, in jüngerer Zeit besonders die Zeichnungen von Dalí und Picasso, etwa Picassos Vollard-Suite und Dalís Lithografien zu den Pantagruel’schen Exzessen. Je nachdem, was ich ausdrücken will und welchen Stil ich dabei suche, lasse ich mich von unterschiedlichen Einflüssen inspirieren. Referenzen sind dabei unverzichtbar: Sie helfen, eine Botschaft klarer zu vermitteln, vor allem, wenn man sich an Künstlern orientiert, die ihre Ideen bereits auf meisterhafte Weise umgesetzt haben.

Wie hast du deinen geometrischen Stil entwickelt?

Ich war nie besonders gut im Zeichnen auf die klassische Art, also habe ich immer nach anderen Wegen gesucht, mich auszudrücken. Trotzdem habe ich die Grundlagen des Zeichnens nie aufgegeben. Ich studiere sie, um die Regeln zu brechen, sobald ich sie wirklich kenne. Für mich bestehen diese Grundlagen aus geometrischen Formen. Wenn ich zu zeichnen beginne, verwandelt sich alles in meinem Kopf in geometrische Flächen. Ich forme und verforme zugleich, als würde das Bild schon während des Entstehens ein Eigenleben entwickeln. Geometrie und all ihre Möglichkeiten inspirieren mich: lose Linien, unmögliche Formen, unendliche Variationen. Genau das ist für mich die Grundlage von allem. Visuell fühle ich mich eher zu geometrischen und abstrakten Arbeiten hingezogen. Ich glaube, es gibt noch eine ganze Dimension zu entdecken – etwas Faszinierendes fürs Auge, das man nur sieht, wenn man sich von der Linearität und dem Bekannten löst. In meiner Arbeit versuche ich zu interpretieren, was noch nicht existiert.

Erzähl uns von deinem kreativen Prozess. Wie verwandelst du deine Ideen in fertige Kunstwerke?

Mein kreativer Prozess ist ein bisschen chaotisch. Ich beginne fast nie mit einem klaren Konzept im Kopf. Es sind die Linien, die zu mir sprechen und mir zeigen, was sie werden wollen. Auf einer weißen Leinwand ziehe ich zunächst zufällige Linien und Formen. Während sie sich entwickeln, offenbaren sie nach und nach, was in ihnen steckt. In diesem Moment beginne ich zu erkennen, was entsteht.

Wenn ich eine Grafik mit einem bestimmten Thema erstellen soll, mache ich meist viele verschiedene Skizzen, bis daraus abstrakte Linien entstehen, die mir zuflüstern: „Hey, ich will dieses Konzept sein.“ Klingt verrückt, ich weiß, haha.

Im Moment erkunde ich auch die digitale Malerei, ganz ohne Vektoren. Das eröffnet mir neue Möglichkeiten und gibt meiner Arbeit eine neue Richtung. Ich arbeite parallel weiter mit Vektoren und nutze sie für Projekte, bei denen Präzision gefragt ist.

Wie wählst du die Farbpaletten für deine Illustrationen aus?

Die Wahl der Farbpalette ist wahrscheinlich der schwierigste Teil. Hier entscheidet sich, ob alles zusammenpasst. Eine starke Skizze und saubere Linienführung bringen wenig, wenn die Farben nicht harmonieren, dann verliert die Grafik schnell an Wirkung. Ich musste viel über Farbe lernen, und ich lerne immer noch dazu.

Meist nutze ich keine Apps oder vorgefertigten Farbpaletten. Ich stelle lieber selbst Farbkombinationen zusammen, die für mich stimmig wirken, und passe sie dann nach Gefühl an. Trotzdem finde ich, dass man sich mit dem Thema ernsthaft auseinandersetzen und nie aufhören sollte zu lernen. Deshalb suche ich ständig nach neuen Quellen und versuche, mich mit jeder Grafik weiterzuentwickeln.

Du nutzt Affinity schon seit den Anfängen. Was hat dich an der App zuerst beeindruckt und warum arbeitest du immer noch damit?

Ich liebe Affinity! Schon vor mehr als acht Jahren, als ich Grafikdesign studierte, war es mein Tool für alle Studienprojekte und ich habe mich sofort darin verliebt. Seine Einfachheit und die Möglichkeit, es zu besitzen, ohne ein Abo abschließen zu müssen, machten es für mich zur perfekten Wahl. Bis heute arbeite ich damit, weil es sich einfach vertraut anfühlt, fast wie ein Zuhause. Nicht nur, weil ich es gewohnt bin, sondern auch, weil ich Affinity vertraue. Das Team war von Anfang an offen und transparent. Durch die regelmäßigen, kostenlosen Updates und den respektvollen Umgang mit der Community fühlt man sich als Nutzer wirklich geschätzt.

Hast du irgendwelche Lieblingsfunktionen in Affinity?

Ich liebe die Funktion „Globale Farben“. Es ist einfach großartig, eine ganze Farbpalette spontan anzupassen, um genau das gewünschte Ergebnis zu erzielen, ohne alles von Grund auf neu zu machen. Ich bin auch ein großer Fan des Umrandungswerkzeugs und des Studios „Slices“, die mir beide viel Zeit gespart haben!

Gibt es ein Kunstwerk, auf das du besonders stolz bist? Kannst du uns ein bisschen davon erzählen?

Eine meiner liebsten Arbeiten ist Witness. Sie wurde vor ein paar Jahren auf den riesigen Bildschirmen am Times Square in New York gezeigt. Witness zeigt eine geometrische, abstrakte Szene, in der ich durch die vielen Augen das Gefühl des Beobachtetwerdens ausdrücken wollte. Diese Augen sind inzwischen zu einem Markenzeichen meines Stils geworden. Das Werk zeigt auch, wie sich meine Arbeit weiterentwickelt hat und wie ich mich mit der Zeit dazu gebracht habe, mehr Komplexität in meine Arbeiten einfließen zu lassen.

Eine weitere Arbeit, auf die ich besonders stolz bin, ist Ethereal Hare. Dieses Werk hat mir unter anderem geholfen, vor Kurzem meinen ersten großen internationalen Kunden zu gewinnen.

Was war für dich bisher die größte Herausforderung als digitaler Künstler?

Für mich ist Sichtbarkeit immer noch ein Thema. Ich bin ein eher zurückhaltender Mensch und habe nie viel in den sozialen Medien geteilt, nicht einmal in meinen Teenagerjahren. Oft fällt es mir schwer, etwas zu posten, weil ich niemandem auf die Nerven gehen will. Und meistens vergesse ich schlicht, abseits meiner Kunst überhaupt „Content“ zu erstellen.

Welchen Rat würdest du einem Künstler geben, der gerade erst anfängt?

Probier verschiedene Dinge aus, erkunde Neues und hab Spaß dabei. Hab keine Angst zu scheitern. Wenn etwas nicht funktioniert, lass es los und mach mit dem nächsten Projekt weiter. Bau dir eine starke, konsistente persönliche Marke auf. Branding ist real und unglaublich hilfreich.

Arbeite an deiner Website und deinen Socials: Halte sie aktuell, übersichtlich und leicht zu bedienen. Gib ihnen die Bedeutung, die sie verdienen. Sie sind deine „persönlichen Agenten“ und arbeiten für dich, selbst wenn du gerade anderes um die Ohren hast. Viele deiner Möglichkeiten entstehen genau dort.

Wenn du dich für diesen Weg entscheidest und es wirklich liebst, dann gib alles!

Und zum Schluss: Wo siehst du dich in fünf Jahren? Was würdest du bis dahin gern erreicht haben?

Fünf Jahre sind eigentlich nicht lang, wenn man langfristig denkt. Ich glaube, die ehrlichste Antwort ist, dass ich einfach gern glücklicher wäre, und das allein ist heutzutage schon ziemlich viel.

Wenn du Zeit und Liebe in etwas investierst, kommen die Ergebnisse ganz von selbst. In den nächsten Jahren werde ich weiter meine Zeit und Leidenschaft in Tormius stecken. Es ist längst nicht mehr nur ein Projekt, sondern mein Leben. Was auch immer ich erreiche und wo auch immer ich am Ende lande, ist ein Spiegel dessen, was ich hineingesteckt habe.



Entdecke mehr von Adriàs kreativer Welt auf tormius.com und folg ihm auf Instagram und Twitter, um seine neuesten Werke und Projekte mitzuverfolgen.

Über die Autoren

Matt ist nicht nur Creative Producer bei Affinity, sondern verantwortet als A/V Lead auch alle Audio- und Videoproduktionen. Seit Anfang der 2000er Jahre spielt er Schlagzeug und ist oft tief in Ableton Live versunken, wo er unermüdlich an einem nie endenden Strom halbfertiger Demos bastelt. In seiner Freizeit arbeitet Matt als freiberuflicher Illustrator. Einen Einblick in seine Arbeit gibt er auf Instagram: @mattsearston.

Creative Producer
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