Zum Hauptinhalt springen

Seinen eigenen Weg gehen: die kreative Reise von Christian Weiß

7 Min. Lesedauer Veröffentlicht

Vom Rebellen zum Freischaffenden: Der deutsche Illustrator Christian Weiß hat seinen ganz eigenen künstlerischen Weg gefunden, geprägt von mutiger, surrealer Bildsprache. Im Gespräch erzählt er, wie er als Freiberufler arbeitet, was ihn inspiriert und wie Affinity seine Illustrationen lebendig werden lässt.

Christian, kannst du uns ein bisschen über deinen kreativen Werdegang erzählen und wie du zur Illustration gefunden hast?

Ich glaube, die ganze Idee, Illustrator zu werden, begann eigentlich als eine Art Racheakt. Die Idee hat mich am Ende meiner Schulzeit gepackt. Mein damaliger Kunstlehrer meinte, meine künstlerischen Fähigkeiten seien nicht ausreichend. Eine ziemlich harte Aussage für jemanden, der in Mathe schlecht war, aber dachte, wenigstens zeichnen zu können. Am Ende hat er damit aber meinen Ehrgeiz geweckt: Ich wollte ihm das Gegenteil beweisen.

Wer man wird, hat viel damit zu tun, woher man kommt. Ich komme aus Hohenlohe, einer Region in Süddeutschland, in der Technik gesellschaftlich mehr gilt als Kreativität. Das ist „Autoland“. Wer dort eine kreative Laufbahn einschlägt, gilt schnell als weltfremd oder unvernünftig. Ich habe mich nie besonders für glänzende Maschinen oder Technik begeistert, dieser Weg hat mich einfach nicht gereizt. Zum Glück sind meine Eltern sehr offen und glauben daran, dass man Kinder darin bestärken sollte, ihren eigenen Weg zu gehen.

Nach einer Kindheit auf dem Land war ich plötzlich überwältigt von all dem, was die Popkultur zu bieten hatte, ein Rausch aus Bildern, Musik und Medien. Als ich zu studieren begann, verliebte ich mich endgültig in die Kunst, machte eine Lehre in einer Druckerei, besuchte die Kunsthochschule und schloss schließlich mein Studium als Kommunikationsdesigner an der Fachhochschule Mainz ab. Viele Jahre und Umwege später konnte ich an den Ort zurückkehren, an dem alles begann. Dorthin, wo ich im Grunde immer war … an meinem Tisch, mit einem Bleistift in der Hand.

Was bedeutet das Zeichnen für dich?

Für mich war Zeichnen schon immer ein Weg, meine Gedanken und das, was um mich herum passiert, zu verarbeiten.

Es hilft mir, zur Ruhe zu kommen, damals wie heute. Ich kann ganz in meine Bilder eintauchen und mich darin mit Themen auseinandersetzen, die mich beschäftigen. Zeichnen ist für mich ein Rückzugsort, ein Raum, in dem ich zur Ruhe komme. Ich finde es wichtig, dass Menschen die Möglichkeit haben, etwas zu schaffen, das größer ist als sie selbst. Etwas, das ihnen Zufriedenheit und Orientierung gibt. Wer nur nach festen Regeln arbeitet, verpasst das Wesentliche. Die Welt ist laut, oft fordernd, und man braucht ein Handwerk oder etwas Ähnliches, um mit ihr umzugehen. Für mich ist das Zeichnen genau das. Es gibt mir Kraft und eine Stimme.

Was hat dich dazu bewogen, dich selbständig zu machen, und wie gestaltest du deinen Arbeitsalltag?

Wenn es den Ort, nach dem man sich sehnt, nicht gibt, hat man zwei Möglichkeiten: sich entmutigen zu lassen oder ihn selbst zu erschaffen.

Hier ist alles ständig im Wandel. Ich versuche, so flexibel wie möglich zu bleiben, um Arbeit und Familie im Gleichgewicht zu halten. Meine Frau hilft mir, Deadlines einzuhalten, indem sie bei Bedarf Teile meiner Arbeit übernimmt. Wenn eine Abgabe ansteht, werden die Nächte schon mal kurz.

Wenn dir jemand ein Projekt anvertraut – was machst du als Erstes? Wo fängst du an?

Ich lese den Auftrag und versuche, ihm wirklich auf den Grund zu gehen. Dann erledige ich das Tagesgeschäft und spüre, wie die Spannung steigt. Ich skizziere frei drauflos, sammle schräge Ideen und bereite alles für die eigentliche Umsetzung vor.

Wie sieht dein kreativer Prozess aus?

Ich fange immer locker an: erst grobe Skizzen, dann die Details. Aber jedes Projekt braucht seinen eigenen Ansatz. Manche Projekte sind echte Denkarbeit, andere laufen fast von selbst. Mal kannst du dich kreativ richtig austoben, mal bist du froh über ein Projekt, das dir nicht ganz so viel abverlangt. Mein Prozess sieht also jedes Mal ein wenig anders aus.

Seit wann arbeitest du mit Affinity, und wie fällt dein Fazit aus?

Ich nutze Affinity jetzt seit etwa sechs Jahren. Und ich mag das Programm wirklich sehr. Es ist schnell, intuitiv und hilft mir, meine Illustrationen ganz unkompliziert umzusetzen.

Ich schätze besonders, dass ich hier mit Pixeln und Vektoren arbeiten kann, beides an einem Ort. Für mich ist Affinity ein großartiges Programm, und ehrlich gesagt wünschte ich, ich hätte es schon früher entdeckt.

Wie hast du deinen Stil und deine Fähigkeiten im Laufe der Jahre weiterentwickelt?

Ich versuche, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen, und wenn mich etwas fasziniert, tauche ich darin ein. Mit der Zeit wird man einfach besser, ganz automatisch. Wichtig ist nur, dranzubleiben und sich selbst treu zu sein.

Wo suchst du nach Inspiration?

Inspiration kann überall entstehen – in Musik, Literatur oder Kunst, die etwas in dir bewegt. Aber Ideen lauern wirklich überall: auf Flohmärkten, im Urlaub, in alten Vierteln oder einfach auf der Straße. Manchmal entstehen sie aus der Geschichte oder aus dem, was du selbst erlebt hast.

Mein Rat? Lass dich treiben. Versuch, dich in andere hineinzuversetzen, oder dich in tiefere Gewässer zu wagen, wenn du verstehst, was ich meine.

Gibt es eine Illustration oder ein Projekt, auf das du besonders stolz bist? Kannst du uns etwas darüber erzählen?

Mir geht es vor allem darum, eine echte Verbindung zu meiner Arbeit zu haben. Das gelingt mir, wenn ich als Person auch gedanklich etwas einbringen kann. Wenn das inhaltlich nicht möglich ist, versuche ich es über die Gestaltungsebene. Im besten Fall funktioniert beides.

Schon am Anfang eines Projekts spürt man, ob der Kunde Vertrauen in den Designer hat. Geben dir deine Auftraggeber die Freiheit, die du brauchst, um deine Ideen wirklich entfalten zu können? Wie bringen sich die Kunden in den Dialog ein? Sind deine Auftraggeber offen für Neues?

Das ist natürlich immer sehr individuell, aber bei einem bestimmten Projekt waren die Voraussetzungen in dieser Hinsicht ideal. Mir ist aufgefallen, dass es bei meinen Projekten mit Jochen Weber eigentlich immer so war.

Ich hatte bereits das Vergnügen, mehrere Projekte gemeinsam mit Jochen umzusetzen. Eines davon war das Weinetikett für das Weingut Rings, ein besonderes Projekt rund um Genuss, aber auch um ein Produkt, das inspiriert und die Wahrnehmung verändert. Dieser Wein hat Charakter: dunkel, gereift, mit einer Tiefe, die man schmeckt. Das Feld, auf dem die Reben wachsen, heißt „The Cross“ und atmet Geschichte. All das findet sich jetzt auf dem Etikett wieder.

Der Kunde hatte großes Verständnis für den kreativen Prozess. Wir bekamen Zeit und Freiraum für unsere Ideen, und genau das war wohl der entscheidende Faktor für den Erfolg des Projekts.

Das Ergebnis war etwas Besonderes. Wir entwickelten viele Konzepte und spielten mit Licht, Stimmung und Atmosphäre. Es durfte ruhig ein wenig mystisch, geheimnisvoll und auf seine eigene Art dunkel wirken. Das Projekt zog sich über eine lange Zeit, aber das Ergebnis wurde dem Anspruch dieses besonderen Weins gerecht.

Ein echtes Highlight war auch die Zusammenarbeit mit dem Transportsicherungsspezialisten Allsafe. Bei diesem NFT-Projekt gab es unglaublich viel kreativen Freiraum, und das Team war offen für neue Ideen und Ansätze. Es fühlte sich an wie ein Pingpongspiel, voller Energie und Spaß. Und genau darum geht’s doch. Versuch, in jedem Projekt die Chance zu sehen, Spaß an deiner Arbeit zu haben!

Wenn du deine Arbeit irgendwo veröffentlichen könntest, wo wäre das?

Es wäre großartig, öfter für Musikbands zu arbeiten, zum Beispiel ein Albumcover für John Dwyer zu gestalten. Am wichtigsten ist für mich, mit Kunden zu arbeiten, die mir kreative Freiheit lassen und inspirierende Themen anstoßen. Natürlich müssen dabei auch die Rahmenbedingungen passen: Budget, Zeit und Umsetzbarkeit.

Hast du noch ein paar letzte Tipps, die du anderen mit auf den Weg geben würdest?

  1. Bleib gelassen
  2. Mach, was dir gefällt und hab SPASS dabei
  3. Vergiss die Menschen nicht, die dir wichtig sind
  4. Geld kommt, Geld geht … aber spar nicht am falschen Ende
  5. Such dir gute Kunden, red mit Leuten, frag nach Arbeit
  6. Wenn dir keine Ideen kommen, spül dein Geschirr und nimm eine lange Dusche
  7. Versuch, deinen eigenen Ansatz zu finden, mach nicht einfach das, was alle tun oder was man von dir erwartet, vermeide Klischees, so gut es geht
  8. Stress dich nicht mit Perfektion und exakten Proportionen, es geht um Ausdruck und Atmosphäre
  9. Du bist auch nur ein Mensch. Dein Körper und deine Seele fordern viel, sorg gut für sie.



Entdecke mehr von Christians Illustrationen auf seiner Website und verfolge seine aktuellen Projekte auf Instagram.

Über die Autoren

Matt ist nicht nur Creative Producer bei Affinity, sondern verantwortet als A/V-Lead auch alle Audio- und Videoproduktionen. Seit Anfang der 2000er Jahre spielt er Schlagzeug und ist oft tief in Ableton Live versunken, wo er unermüdlich an einem nie endenden Strom halbfertiger Demos bastelt. In seiner Freizeit arbeitet Matt als freiberuflicher Illustrator. Einen Einblick in seine Arbeit gibt er auf Instagram unter: @mattsearston.

Creative Producer
Creative Producer

Artikel teilen

Freiheit für deine Dateien

Werde noch heute mit Affinity kreativ!

Zusammen kreativ sein.

Dieser Browser wird nicht länger unterstützt. Aktualisiere bitte deinen Browser, um die Website in vollem Umfang zu nutzen. Weitere Infos.