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So findest und gestaltest du deinen eigenen fotografischen Stil

7 Min. Lesedauer Veröffentlicht

In der heutigen, contentüberfluteten Welt ist ein eigener fotografischer Stil eine der besten Möglichkeiten, mit Ihrer Arbeit aufzufallen und im Gedächtnis zu bleiben. Ob mit einem ungewöhnlichen Objektiv, einem eigenen Preset oder einem besonderen Ansatz in der Nachbearbeitung, dein Look hebt dich von der Masse ab und sorgt dafür, dass man deine Bilder sofort erkennt.

„Wiedererkennbar zu sein ist im digitalen Zeitalter entscheidend. Die Leute scrollen so schnell, dass du nur eine Sekunde ihrer Aufmerksamkeit hast“, erklärt die New Yorker Fotografin Mischelle Moy.

„Dass mein Stil sofort erkannt wird, hat sicher dazu beigetragen, dass sich meine Arbeit schneller über verschiedene Plattformen verbreitet hat. Dadurch konnte ich meine Community vergrößern, was mich wiederum motiviert hat, mehr zu kreieren, mehr zu teilen. Das hat letztendlich zu spannenden Aufträgen geführt.“

Um herauszufinden, wie du deinen eigenen fotografischen Stil finden und weiterentwickeln kannst, haben wir sieben Fotografen mit ganz unterschiedlicher, aber ebenso unverkennbarer Bildsprache nach ihren Tipps gefragt.

1. Fang mit manueller Nachbearbeitung an

Einen eigenen fotografischen Stil entwickelst du am besten, wenn du die Werkzeuge zur Nachbearbeitung wirklich in- und auswendig kennst. Verlass dich nicht nur auf Presets, nimm deine Anpassungen manuell vor, um genau zu verstehen, wie jedes Tool deine Bilder formt.

„Ich habe gelernt, wie die Kurvenkorrektur funktioniert, indem ich Presets heruntergeladen habe, um zu sehen, was das Verändern einzelner Kurven bewirkt“, erzählt Mischelle. „Aber ich habe immer darauf geachtet, jede Anpassung von Anfang bis Ende manuell vorzunehmen.“

„Jedes Bild mag ähnlich aussehen, aber sie wurden nie gleich bearbeitet. Das mache ich seit dem ersten Tag so. Mit verschiedenen Techniken in der Software zu experimentieren, hat mir enorm geholfen, meinen Stil zu finden.“

Zu ihren ersten Experimenten gehörte es, Farbpaletten kreativ zu verschieben. „Ich habe damals viele Farbverläufe in Himmel und Horizont eingebaut. Ich habe Sonnenuntergangsfarben studiert und sie in Neons und Grüntöne verschoben, um Nordlichter zu imitieren. Danach habe ich die natürlichen Farbtöne von Blättern (also die, die die Kamera einfängt) verändert und daraus Rot-, Violett- und fast elektrisch leuchtende Blautöne gemacht.“

„Was mir am meisten geholfen hat, die Möglichkeiten der Tools zu verstehen, war einfach, mit ihnen zu spielen. Und wenn du nicht weiterkommst, lad dir eine Vorgabe herunter und probier alles aus: Kurven, Ebenen, Mischmodi und so weiter. Sobald du die Werkzeuge beherrschst, kennst du ihre Grenzen und kannst sie so einsetzen, dass sie für dich arbeiten.“

Wenn du dich mit den Tools wohlfühlst, können Presets dir trotzdem Zeit sparen. Aber wie Mischelle betont: „Sobald du dich an diesen Prozess gewöhnst, merkst du, wie praktisch eigene Presets sind, um Zeit zu sparen. Vergiss nur nicht, dass sich jede Anpassung verändern lässt.“

Wer mit manueller Bearbeitung startet, legt das technische Fundament, um seinen eigenen Stil zu entwickeln und Bilder zu erschaffen, die wirklich einzigartig sind.

2. Mach das Fotografieren zu deiner täglichen Routine

Beständigkeit ist einer der besten Wege, um als Fotograf zu wachsen. Wenn du jeden Tag fotografierst, gibst du dir selbst den Raum, zu experimentieren, Fehler zu machen und Schritt für Schritt herauszufinden, was deinen Stil wirklich ausmacht.

„Am Anfang habe ich ständig fotografiert und mir auch viele andere Arbeiten angesehen“, erinnert sich die in Santa Fe lebende Fotografin Natalie Christensen. „Ich habe versucht, dem nachzueifern, was mich am meisten angezogen hat und habe einfach immer weiter geübt. Ich glaube, es hat etwa anderthalb Jahre gedauert, bis ich meinen Stil gefunden habe. In dieser Zeit war ich täglich stundenlang mit der Kamera unterwegs.“

In dieser Phase solltest du dich weniger auf technische Perfektion konzentrieren, sondern mehr auf dein Bauchgefühl. „Ich musste mir selbst beibringen, mit einer Kamera umzugehen, und habe mir auch die Grundlagen der Nachbearbeitung beigebracht, aber das war’s“, erzählt Natalie. „Für mich geht es in erster Linie ums Sehen. Ich will etwas fühlen, wenn ich meine Bilder betrachte. Wenn ich zu technisch werde, verliere ich genau das.“

Eine tägliche Routine hilft dir, deinen Blick zu schärfen, deine Fähigkeiten zu stärken und einen Stil zu entwickeln, der sich wirklich nach dir anfühlt.

3. Sprich mit anderen über deine Arbeit

Feedback zu bekommen und dich mit Mentorinnen, Kollegen oder Reviewerinnen über deine Fotos auszutauschen, kann ein entscheidender Schritt sein, um deinen Stil weiterzuentwickeln. Oft hilft schon das Gespräch über deine Ideen, Muster zu erkennen und deine künstlerische Stimme besser zu verstehen.

„Damals habe ich mit ein paar Mentoren zusammengearbeitet, und ihre Fragen haben mir gezeigt, dass ich wirklich vorankam“, erzählt Natalie.„Sie haben mir auch beigebracht, wie wichtig es ist, eine Reihenfolge festzulegen und über die eigene Arbeit zu sprechen.“

Auch Portfolio-Reviews können ein echter Wendepunkt sein. „Meine erste Portfolio-Review hatte ich 2017. Allein die Entscheidung, mich zu bewerben und mich auf so ein Event vorzubereiten, war schon ein großer Schritt. Ich musste meine Arbeiten auswählen, sortieren, beschreiben und drucken … und mich dann darauf vorbereiten, sie vor den Reviewern zu präsentieren. Das alles hat mir gezeigt, dass mein ‚Stil‘ im Grunde meine künstlerische Stimme ist und dass ich sie weiterentwickeln sollte.“

4. Sammle Bilder, die dich inspirieren

Einen eigenen Stil zu finden, ist oft einfacher, als man denkt: Umgib dich mit Arbeiten, die dich inspirieren. Wenn du Bilder sammelst und studierst, ob von anderen Künstlern, aus Magazinen oder auf Plattformen wie Instagram, erkennst du mit der Zeit Themen, Stimmungen und Techniken, die zu deiner eigenen Bildsprache passen.

Eloise und Luc, das Fotografenduo hinter L’œil d’Eos, sind bekannt für ihre üppigen, fast traumhaften Landschaften, die sie auf ihren Reisen rund um den Globus festhalten. Außerdem kuratieren sie den beliebten Instagram-Hub Explore Observe Share, auf dem sie regelmäßig andere Künstler vorstellen.

„Instagram ist ein großartiger Ort, um sich inspirieren zu lassen und neue künstlerische Trends zu entdecken“, sagt Eloise. „Wir haben zwar kein klassisches Moodboard, aber wir sind ständig auf der Suche nach neuen Künstlern, deren Arbeit wir zeigen möchten. Über die Plattform sehen wir jeden Tag so viele Bilder. Das hat unsere eigene Arbeit auf jeden Fall beeinflusst.“

Natürlich musst du keine Plattform betreiben, um davon zu profitieren. Schon ein einfacher Ordner mit inspirierenden Bildern kann dir neue Ideen geben und dir helfen, mit der Zeit deinen eigenen fotografischen Stil zu entwickeln.

5. Experimentiere mit deiner Handykamera

Wenn es darum geht, deinen fotografischen Stil zu entwickeln, ist die beste Kamera oft die, die du gerade dabeihast. High-End-Equipment hat zwar seine Vorteile, aber ein Smartphone reicht völlig, um zu üben, zu experimentieren und deine Bildsprache weiterzuentwickeln.

„Ich habe im College ein paar Kurse in analoger Fotografie belegt, aber mein eigener Look hat sich eigentlich erst entwickelt, als das iPhone rauskam, einfach, weil es so unkompliziert war“, erzählt der Grafikdesigner, Art Director und Fotograf Brenton Clarke Little.

6. Probier auch analoge Techniken aus

Sowohl digitale als auch analoge Techniken auszuprobieren ist eine großartige Möglichkeit, deinen fotografischen Stil zu formen. Das Experimentieren mit verschiedenen Tools kann zu überraschenden Ergebnissen führen und dir helfen, deine eigene Handschrift zu finden.

„Nutze alle digitalen und analogen Tools, die dir zur Verfügung stehen“, sagt die in Berlin lebende Künstlerin Navina Khatib. „Ich habe schon immer gern mit analogen Filtern wie Kaleidoskoplinsen, Folie oder Transparentpapier gespielt und mit Schichten und Mehrfachbelichtungen experimentiert. Diese ewige Diskussion zwischen digital und analog hat mich ehrlich gesagt nie interessiert. Ich würde dem nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken. Probier einfach beides. Mach, was dich glücklich macht und womit du dich wohlfühlst.“

7. Teile deine Arbeit öffentlich

Deine Fotos öffentlich zu teilen ist eine der besten Möglichkeiten, um Feedback zu bekommen und zu sehen, wie andere auf deine Bilder reagieren. Ein Blick von außen kann dir helfen, Themen, Stimmungen oder Muster zu erkennen, die dir selbst vielleicht entgehen.

„Ein wichtiger Schritt war, 2017 zum ersten Mal meine Bilder auf Instagram zu teilen“, erzählt Navina. „Ich wurde schnell bekannter und bekam unglaublich viel positives Feedback. Das hat mich motiviert, noch mehr Zeit hineinzustecken. Viele Menschen haben mir über die Jahre geschrieben, dass sie beim Betrachten meiner Fotos Ruhe finden. Manche nutzen sie sogar zum Meditieren.“

Egal ob über Social Media, Ausstellungen oder Online-Communities, wenn du deine Arbeit zeigst, siehst du, wie dein Stil auf andere wirkt, und gewinnst mit der Zeit mehr Selbstvertrauen in deine künstlerische Stimme.

8. Lass das Reisen deine Vision beeinflussen

Manchmal kann die Suche nach Inspiration in neuen Umgebungen der Schlüssel zur Entdeckung oder Verfeinerung des eigenen fotografischen Stils sein. Viele Fotografen, mit denen wir gesprochen haben, erklärten uns, dass bestimmte Orte ihre kreative Vision geprägt haben. Natalie Christensen zum Beispiel sagt, dass sie sich selbst nicht als Künstlerin betrachtete, bis sie nach Santa Fe zog, wo das einzigartige Licht und die Architektur der Stadt ihre Arbeit veränderten. Navina Khatib verweist auf die surrealen Landschaften des Salar de Uyuni in Bolivien als einen entscheidenden Einfluss auf ihre Karriere, während Eloise und Luc erklären, wie das Reisen um die Welt ihre Ästhetik weiterhin beeinflusst.

„Ein Wendepunkt in meinem Projekt Atmospherics war eine Reise nach Island im Jahr 2015, bei der ich die Gelegenheit hatte, das Licht in diesem Teil der Welt zu erleben“, erinnert sich der in Vancouver lebende Fotograf und Grafikdesigner Ross Buswell.

„Seitdem bin ich süchtig nach den weiten Landschaften des Nordens. Ich glaube, ich versuche jetzt, das, was ich an diesen Orten über das Licht gelernt habe, in all meinen Landschaftsbildern festzuhalten. Ich möchte, Licht, Stimmung, Farbe und Textur in einem Bild einfangen, aber ich mag es auch, dass meine Bilder eine warme, analoge Tiefe haben.“

Die Erkundung neuer Orte erweitert nicht nur die eigene Perspektive. Sie kann auch Ideen liefern, die dir helfen, einen Fotostil zu entwickeln, der auf Licht, Farbe und Atmosphäre der von dir erlebten Landschaften beruht.

9. Über den Tellerand der Trends hinausschauen

Trends in der Bearbeitung und Ästhetik kommen und gehen, aber wenn du deinen eigenen fotografischen Stil entwickeln willst, ist es wichtig, dich nicht auf das zu verlassen, was gerade „in“ ist. Moden hinterherzulaufen kann dein Wachstum einschränken, während zeitlose Bilder oft durch die Entwicklung einer eigenen kreativen Ausdrucksweise entstehen.

„Ich versuche, Trends in der Bildästhetik zu vermeiden“, erklärt Ross. „Ich denke, ein gutes Bild ist zeitlos. Als Grafikdesigner und jemand, der Bilder für Albumcover entwirft und beisteuert, bin ich mir dieser Trends immer bewusst. Ich versuche aber, mich trotzdem nicht zu sehr auf die Jagd nach ästhetischen Stilen einzulassen. Was vor fünf Jahren cool war, wird in fünf Jahren wahrscheinlich wieder cool sein.“

Ross ermutigt alle Fotografen, über das bloße Nachahmen hinauszugehen. „Ich möchte, dass mehr Fotografen weniger von dem kopieren, was ihnen gefällt, und stattdessen ihren eigenen Stil entwickeln. Finde deinen eigenen Weg, um einen Effekt zu erzielen, den jemand anderes verwendet. Am Ende sieht es vielleicht ein bisschen anders aus, aber so bringen wir die Dinge Schritt für Schritt voran.“

Wenn du dir über Trends im Klaren bist, dich aber auf Experimente und Originalität konzentrierst, wirst du einen Fotostil entwickeln, der sich authentisch anfühlt und die Zeiten überdauert.

10. Erlaube deinem Stil, sich weiterzuentwickeln

Ein Fotostil ist nichts Feststehendes, er entwickelt sich im Laufe der Zeit weiter. Die Arbeit, die sich heute gut anfühlt, ist morgen vielleicht nicht mehr das Richtige für dich, und die Offenheit für Veränderungen ist ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklung eines Künstlers.

„Ich habe verschiedene ‚Phasen‘ mit unterschiedlichen Stilen durchlaufen, die jeweils zu einer bestimmten Lebensphase und dem, was ich ausdrücken wollte, passten“, sagt der Fotograf Paul Hoi aus Oakland. „Mein Rat? Schaffe Arbeiten, die dich begeistern, aber sei bereit, einen Stil aufzugeben, wenn er nicht mehr zu dir passt.

Nicht, wenn es schwierig wird, sondern wenn es sich nicht so anfühlt, als würde es dir helfen, dich so auszudrücken, wie du es möchtest. Es macht mich traurig, wenn ich sehe, dass ein Künstler mit einer bestimmten Arbeit Aufmerksamkeit erregt, und er am Ende immer dasselbe macht. Das passiert oft.“

Paul warnt davor, Trends hinterherzulaufen, um Anerkennung zu finden. „Tu es nicht für die Leute. Tu es nicht wegen des Marketing-Algorithmus. Tu es nicht für Reaktionen oder Funktionen. Es ist ein lebenslanger Prozess. Mittendrin war ich ein ‚Polaroid-Fotograf‘, und irgendwann war ich auch mal ein ‚Infrarot-Fotograf‘. Ich bin mit dem Zeichnen aufgewachsen und habe mich ein paar Jahre lang mit Tuschezeichnungen beschäftigt. Heute liebe ich dagegen CGI und die kreative Freiheit, die es mir bietet.“

„Jede Phase fühlte sich so an, als ob sie zu meinen persönlichen Umständen und Interessen zu der jeweiligen Zeit passen würde. Und jede Phase wird durch die vorherigen Phasen beeinflusst. Die einzige Konstante war, dass ich bereit war, jede Phase hinter mir zu lassen, während ich als Künstler und Mensch wuchs. Ich hoffe, dass dieses Gefühl der kreativen Bewegung in meinem Leben nie aufhört.“

Insgesamt ist Paul der Meinung, dass das Loslassen ein Teil des Prozesses ist. „Lerne, Dinge loszulassen. Lerne, dich von einem Stil zu lösen, wenn er nicht mehr zu dir passt, und nimm es gelassen hin, wenn du dadurch Likes, Follower und dergleichen verlierst. Kurz gesagt: Bleib im Fluss!“

Wenn du dich auf Veränderungen einlässt, kannst du sicherstellen, dass du deinen fotografischen Stil so weiterentwickelst, dass er ehrlich und frisch bleibt und deiner sich entwickelnden Vision entspricht.

Fazit: Feile an deinem persönlichen Fotostil

Der eigene fotografische Stil entsteht nicht über Nacht, sondern durch Übung, Experimentieren und Wachstum. Wenn du neugierig bleibst, deine Arbeit mit anderen teilst und dich auf Veränderungen einlässt, wirst du nach und nach einen Stil entwickeln, der sich authentisch und einzigartig anfühlt.



Über die Autor:innen

Feature Shoot zeigt die Arbeiten aufstrebender und etablierter Fotografen aus der ganzen Welt und hebt diejenigen hervor, die das Medium durch überzeugende, innovative Projekte verändern, mit Beiträgen von Autoren aus aller Welt.

Über die Autoren

Ich bin Fotograf, ein leidenschaftlicher, hoch motivierter Content-Creator und Mentor, der das Medium Fotografie nutzt, um zu dokumentieren, zu lehren und andere zu inspirieren. Ich liebe die Möglichkeiten, die uns moderne Technologie und Bildbearbeitung bieten, um beeindruckende Ergebnisse zu erschaffen.

Fotograf und Produktexperte
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