Pitch an Bildredakteure: 12 Tipps für Fotografen
Bildredakteure waren schon immer wichtige Verbündete von Fotografen: Mentoren, kreative Partner und Förderer neuer Arbeiten. Im digitalen Zeitalter sind diese Verbindungen einfacher denn je. Plattformen und Netzwerke machen es möglich, Kontakte über Ländergrenzen hinweg zu knüpfen. Doch mit dieser Offenheit wächst auch der Wettbewerb.
Wie kannst du dich als Fotograf abheben und echte, wertvolle Beziehungen zu Redakteuren aufbauen? Wir haben mit einer Gruppe erfahrener Fotografen und Redakteure gesprochen, um herauszufinden, was einen starken Pitch ausmacht. Jede Redaktion hat zwar ihre eigenen Einreichungsregeln, aber diese 12 Tipps bieten einen praktischen Ausgangspunkt, um deine Ideen selbstbewusst zu präsentieren.
1. Schick eine kuratierte Bildserie
Dein Pitch fällt besonders auf, wenn du dich an Bildredakteure wendest und eine zusammenhängende, gut kuratierte Serie zeigst. Anstatt den Redakteur mit all deinen Aufnahmen zu überfluten, wähle nur deine stärksten Fotos aus – jene, die gemeinsam ein klares Thema oder eine Geschichte erzählen. So zeigst du, dass du dein Projekt als Ganzes durchdacht hast, statt nur eine lose Bildsammlung zu zeigen.
„Ich habe festgestellt, dass Serien am besten funktionieren“, sagt der auf Long Island lebende Fotograf Aakaash Bali. „Die meisten Redakteure, Kuratoren oder Galeristen sehen lieber eine zusammenhängende Bildserie mit einem klaren visuellen und inhaltlichen Thema. Wenn du an einem Projekt mit durchgängigem Konzept arbeitest, wirkt deine Serie einfach ‚vollständiger‘ und ist meist auch der bessere Pitch für Magazine und Galerien.“
Diese Methode funktioniert besonders gut im Fotojournalismus, wo Redakteure sehen möchten, wie sich eine Geschichte in einer Serie von Bildern entfaltet. Idealerweise sollten deine Fotos so zusammenspielen, dass sie einen klaren Aufhänger oder einen erzählerischen Bogen bilden. Wenn du dir beim Aufhänger noch unsicher bist, feile lieber etwas länger am Konzept, so wird dein Pitch umso überzeugender.
2. Fertige Projekte überzeugen am meisten
Eine der besten Möglichkeiten, Redakteure zu überzeugen – vor allem im Fotojournalismus – ist, ein fertiges Projekt zu präsentieren. Sie reagieren deutlich positiver, wenn sie die ganze Geschichte sehen können, statt eine Idee zu unterstützen, die noch nicht umgesetzt ist.
„Wenn ich Fotografen Tipps zum Pitchen gebe, sage ich ihnen immer: Die Chancen stehen zu 99 %, dass ein Medium eine fertige Geschichte veröffentlicht und nicht ein unfertiges Projekt finanziert“, sagt Jennifer Kerrigan, Bildredakteurin aus New York, die mit Fotojournalisten zusammenarbeitet, um wichtige Themen ins Licht zu rücken. „Das gilt besonders, wenn du einen Cold Pitch machst und noch keine Beziehung zu dem Redakteur hast, den du anschreibst.“
Das heißt aber nicht, dass du warten musst, bis das Projekt zu 100 % fertig ist. „Sollte das Projekt noch nicht abgeschlossen sein, ist es völlig in Ordnung, einen Redakteur um Feedback zu bitten. Du kannst auch einfach fragen, ob er Interesse an der Geschichte hat und sie sich später noch einmal ansehen möchte, wenn sie fertig ist“, erklärt Jennifer.
3. Recherchiere jede Veröffentlichung gründlich
Wenn du als Fotograf Magazine anschreibst, ist eines entscheidend: Kenne das Medium, bevor du deine Idee schickst. Jede Publikation hat ihre eigene Stimme, ihren eigenen Stil und redaktionellen Fokus. Wenn du dir die Zeit nimmst, ihre Inhalte genau anzusehen, verstehst du besser, was bei ihrem Publikum ankommt und welche Art von Projekten besonders die Aufmerksamkeit der Redakteure weckt.
Es mag verlockend sein, denselben Pitch an mehrere Magazine zu schicken, aber ein allgemeiner Ansatz funktioniert selten. Passe stattdessen deine E-Mail und deine Story-Idee immer an Ton und Themen der jeweiligen Plattform an.
Wie die Fotografin und Bildredakteurin Yodith Dammlash rät: „Kenne dein Publikum und kenne ihr Publikum.“
4. Pitch-Arbeiten, zu denen du eine persönliche Verbindung hast
Wenn du dich an Bildredakteure wendest, beschreib nicht nur dein Projekt, sondern erzähl auch, warum es dir wichtig ist. Redakteure reagieren stärker, wenn sie spüren, dass du eine persönliche Beziehung zu deiner Geschichte hast. Ein kurzes Künstlerstatement, in dem du deinen Hintergrund, deine Perspektive und deine Motivation erklärst, kann deine Arbeit hervorheben, ganz gleich, ob du im Fotojournalismus oder in einem anderen Genre tätig bist.
Die Fotografin und Bildredakteurin Yodith Dammlash hat in ihrer Laufbahn bei großen Publikationen in Washington D.C. oft erlebt, wie sehr Leidenschaft einen Pitch prägen kann. „Was einen Fotografen für mich auszeichnet, ist seine Verbundenheit mit dem Projekt, das er teilt“, erklärt sie. „Wie er dazu gekommen ist, was er dabei gelernt hat, wie sich der Prozess angefühlt hat. Nicht jedes Werk ist ein Herzensprojekt, aber wenn man die Vision des Künstlers versteht, bleibt es im Gedächtnis. Teile den Prozess und was dich damit verbindet.“
5. Mit frischen Ideen herausstechen
Wenn du Redakteure erreichen willst, zählt vor allem eines: Originalität. Sie sehen täglich unzählige Einsendungen. Viele Geschichten wurden schon erzählt, und oft auf dieselbe Art. Was wirklich auffällt, ist ein neuer Blickwinkel oder ein Ansatz, mit dem niemand gerechnet hat.
Der in Wien lebende Fotograf Sascha van der Werf, dessen Arbeiten auf Instagram große Reichweite erzielen und regelmäßig auf bekannten Accounts erscheinen, bringt es auf den Punkt: „Kuratoren und Redakteure sind müde von den ewig gleichen Mainstream-Ideen. Viele Geschichten gibt es schon, aber viele eben noch nicht. Es gibt immer Raum für frische, kreative Ansätze. Sei anders.“
Im Fotojournalismus wie auch bei Magazin-Pitches ist es dein persönlicher Blick, der auffällt und hängen bleibt.
6. Sei gründlich und achte auf Details
Details können darüber entscheiden, ob dein Pitch überzeugt oder untergeht. Redakteure wollen sehen, dass du deine Idee wirklich durchdacht hast. Nicht nur die Geschichte selbst, sondern auch, wie du sie umsetzen willst.
Fotograf, Regisseur und Kameramann Steven Leone erklärt: „Wenn du eine Idee vorschlägst, solltest du bereits ein spannendes Thema haben, plus Links oder Fotos der Models, die du fotografieren willst, und, falls nötig, ein Designer- und Styling-Team.“
Egal ob du im Fotojournalismus, im Editorial-Bereich oder in einem anderen Genre arbeitest: Sei konkret. Sag dem Redakteur, welche Ressourcen du bereits hast und welche Unterstützung du eventuell brauchst. Wenn du Konzept, Mitwirkende, Organisation und Ergebnisse klar darstellst, machst du es einer Redaktion viel leichter, deine Arbeit anzunehmen oder in Auftrag zu geben.
7. Bring deinen Pitch auf den Punkt
Wenn du Bildredakteure anschreibst, denk daran: Sie bekommen jede Woche Unmengen an E-Mails. Je kürzer und fokussierter dein Pitch ist, desto größer ist die Chance, dass er wirklich gelesen wird.
Komm direkt zum Punkt: Erklär deine Idee, skizzier deinen Plan und zeig, warum sie zählt. Konzentrier dich auf das Wesentliche: Thema, Umfang und das, was dein Projekt besonders macht. Vermeide unnötige Details.
Dein Ziel ist es, Interesse zu wecken. Wenn ein Redakteur mehr wissen will, fragt er nach. Ein klarer, gut strukturierter Pitch zeigt, dass du ihre Zeit respektierst und weckt Neugier auf mehr.
8. Bau dir eine starke Präsenz in den sozialen Medien auf
Wenn ein Redakteur deine Idee spannend findet, schaut er heute als Erstes auf deine Online-Präsenz. Deine Social-Media-Kanäle sind dein öffentliches Portfolio. Sie zeigen nicht nur die Qualität deiner Arbeit, sondern auch, wie du mit deinem Publikum umgehst.
Iris Maria Tusa, Fotografin und Herausgeberin der Street-Photography-Plattform streethunters.net betont, wie wichtig Sichtbarkeit ist. „Online-Präsenz ist heute entscheidend: Facebook, Instagram und Co. Ich finde auch, dass es wichtig ist, Teil einer Community zu sein. In einer Gruppe zu wachsen ist einfach leichter als allein. Wenn du erst einmal ein bisschen Sichtbarkeit hast und eine spannende Projektidee, öffnen sich neue Türen.“
Kuratiere deine Feeds bewusst und teile nur deine besten Bilder. Zeig nicht nur deine Arbeit, sondern such aktiv den Austausch mit anderen Fotografen und Redakteuren. Beziehungen, die online entstehen, können genauso Türen öffnen wie deine Bilder selbst.
9. Nutz Portfolio-Reviews, um Kontakte zu knüpfen
Manchmal ist der beste Weg, Redakteure zu erreichen, nicht per E-Mail, sondern persönlich. „Portfolio-Reviews sind eine großartige Möglichkeit, die eigene Arbeit zu zeigen“, sagt die in New York lebende Street-Fotografin Poupay Jutharat.
Solche Reviews geben dir die Chance, dich direkt mit Redakteuren, Kuratoren und Branchenprofis zusammenzusetzen, deine Arbeiten zu zeigen und wertvolles Feedback zu bekommen, wie du deine Ideen weiterentwickeln kannst.
Ein persönliches Gespräch hinterlässt oft einen stärkeren Eindruck als eine digitale Nachricht und kann der Anfang einer langfristigen Zusammenarbeit sein. Wenn ein Redakteur auf deine Arbeit anspricht, bleib unbedingt dran und halt den Kontakt. Networking ist genauso wichtig wie die Bilder, die du zeigst.
10. Hol dir Feedback und wachse daran
Nicht jeder Pitch klappt, aber das heißt nicht, dass die Mühe umsonst war. Auch eine Absage kann hilfreich sein, wenn du um ehrliches Feedback bittest. Zu verstehen, wie Redakteure deine Arbeit sehen, hilft dir, deinen Stil zu schärfen und dich weiterzuentwickeln.
„Feedback ist wichtig, um deine Arbeit und Ästhetik zu verbessern“, sagt der in Mailand lebende Fotograf Riccardo Dubitante. „Bleib respektvoll und bescheiden.“
Manche Redakteure sind zu beschäftigt, um zu antworten, andere nehmen sich die Zeit, ihre Erfahrungen zu teilen. Wenn du den Kontakt suchst und hältst, kannst du nicht nur deine künftigen Pitches verfeinern, sondern auch den Grundstein für Beziehungen legen, die deiner Karriere langfristig guttun.
11. Sei wählerisch, wo du pitchen willst
Wenn du lernst, wie man Magazine oder Bildredakteure anspricht, geht es nicht nur darum, veröffentlicht zu werden, sondern darum, das richtige Umfeld zu finden. Achte darauf, dass die Plattformen, an die du dich wendest, deine Vision, Werte und deinen Stil teilen, damit deine Arbeit dort authentisch wirkt.
„Mein bester Rat ist, so viel wie möglich von der eigenen Arbeit zu zeigen und trotzdem wählerisch zu bleiben“, sagt der Fotograf Jeremy Perez-Cruz. „Nimm nur Aufträge an, die zu deinem Blick auf die Welt und deiner bevorzugten Arbeitsweise passen. Es ist leicht, wegen des Geldes ‚Ja‘ zu sagen. Wenn du es brauchst, ist das auch okay. Aber denk immer an dein Gesamtwerk und an die Chancen, die sich aus früheren Projekten ergeben.“
Wählerisch zu sein schützt deinen Ruf langfristig und sorgt dafür, dass jede Veröffentlichung dein Portfolio stärkt, statt seine Wirkung abzuschwächen.
12. Bleib dran und gib nicht auf
Absagen oder Funkstille gehören beim Pitchen einfach dazu. Das heißt aber nicht, dass dein Projekt keinen Wert hat, vielleicht passt es einfach gerade nicht, weder zum Redakteur noch zum Zeitpunkt.
„Bleib hartnäckig“, sagt der preisgekrönte australische Fotograf Mark Forbes. „Redakteure und Kreative bekommen ständig neue Vorschläge. Nur weil dein Pitch von einer Person oder Agentur nicht angenommen wird, heißt das nicht, dass deine Idee es nicht wert ist, weiterverfolgt zu werden. Und wenn sich trotzdem niemand findet, dann ist es oft am besten, das Projekt einfach selbst umzusetzen.“
Dranbleiben ist alles: Je mehr du dich weiterentwickelst und an deiner Arbeit feilst, desto eher finden deine Ideen ihr Zuhause.
Fazit: Wie du bei Bildredakteuren punktest
Um bei Bildredakteuren und Magazinen zu punkten, braucht es Ausdauer und Klarheit. Wer starke Arbeiten gezielt auswählt, seinen Ansatz individuell anpasst und echte Beziehungen aufbaut, kann im Fotojournalismus, und weit darüber hinaus, erfolgreich sein.
Über die Autor:innen
Feature Shoot zeigt die Arbeiten aufstrebender und etablierter Fotografen aus der ganzen Welt und hebt diejenigen hervor, die das Medium durch überzeugende, innovative Projekte verändern, mit Beiträgen von Autoren aus aller Welt.
Zusammen kreativ sein.
Kreatives Kerosin für Leute, die Kreativität leben und atmen. Direkt in deinen Posteingang.
Mit dem Absenden dieses Formulars erklären Sie sich damit einverstanden, Updates von Affinity zu erhalten. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzrichtlinie.